Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 13. April 1999

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"'Fingerabdrücke' von Viren
Programmierer von Computerviren zu enttarnen ist keine leichte Sache. Doch die Virenjäger haben nun von unerwarteter Seite Schützenhilfe erhalten: Der kritisierte Identifikationscode, der von den Microsoft-Programmen 'Word' und 'Excel' in allen Dokumenten mitgespeichert wird, läßt sich ähnlich wie Fingerabdrücke an einer Tatwaffe auswerten. ... Der digitale Fingerabdruck verrät, wer an dem Virus gearbeitet hat. Das war auch bei 'Melissa' der Fall, dem Computervirus, der gerade weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat. So verriet der verborgene Identifikationscode, daß der Virus von einer Person stammt, die schon andere Makroviren programmiert hatte. In den dafür benutzten Dokumenten tauchten Namen der mutmaßlichen Programmierer auf. So konnte denn auch schon ein Verdächtiger festgenommen werden." Welt 13.4.99 S. 20

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"Krach um Werbe-Filter / Verband klagt über 'WebWasher'
Das Ausfiltern von Internet-Werbung durch Softwareprogramme löst bei kommerziellen Netzanbietern zunehmend Beunruhigung aus. Der Deutsche Multimediaverband (DMMV) überlegt nach Informationen des Onlinedienstes Hightext, 'rechtliche Schritte gegen den WebWasher von Siemens einzuleiten'. ... Was der DMMV konkret gegen den WebWasher unternehmen will, ist bisher nicht bekannt." SZ 13.4.99 S. V 2 / 14

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"Banken planen Garantien für Internet-Handel
Eine Gruppe internationaler Banken unter Beteiligung der Deutschen Bank will ... finanzielle Garantien für den elektronischen Handel anbieten. ... Unternehmen solle ein Service angeboten werden, mit dem sich diese über die Identität ihrer Partner im Internet-Handel informieren könnten. Neben der Deutschen Bank sollen an Identrus dem Bericht zufolge auch ABN Amro, Barclays, Chase Manhattan und die Citibank beteiligt sein." HB 13.4.99 S. 23

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"Die Revolution frißt ihre Kinder / Skeptiker warnen vor den Folgen der Genprofilanalyse
... In ein, zwei Jahren, sagen Wissenschaftler, wird es technisch möglich sein, von jedem Menschen alle Gene zu erfassen; dann, sagen sie, kann man das Risiko von Krebs-, Allergie- und Hirnkrankheiten viele Jahre vor einem möglichen Ausbruch benennen. ... Es ist in Island, wo diese Revolution der Gesundheitssysteme beginnen soll. Dort hat der isländische Wissenschaftler Kari Stefansson mit seinem Unternehmen deCODE genetics Inc. jahrelang um das Recht gekämpft, im Auftrag des isländischen Staates die Gene aller Staatsbürger per Genprofilanalyse zu erfassen und die Daten für wissenschaftliche und gesundheitspolitische Zwecke zu speichern und zu nutzen. Die Isländer, sagte Stefansson auf einem Insead-Kongreß in Fontainebleau, hätten sich an der Debatte um ein entsprechendes Gesetz mit großem Interesse beteiligt, am Ende hätten 75 Prozent der Bevölkerung zugestimmt. ... Die Zukunft vom krankheitsvermeidenden Gesundheitswesen, das die Innovation 'Genprofilanalyse' automatisch bringen soll, ist jedoch keineswegs eine Selbstverständlichkeit. ... Weil es schon heute genug Informationen gibt, um eine wirksame Präventionspolitik zu betreiben, sie jedoch nicht betrieben wird, ist auch nicht damit zu rechnen, daß alles mit noch mehr Informationen automatisch anders wird. Die Chancen, die die Genprofilanalyse - medizinisch wie auch ökonomisch - bieten kann, so die Warnung, dürften zumindest kleiner sein als von ihren Erfindern und Profiteuren angenommen. Die Diskussion der Genprofilanalyse ist jedoch nicht nur eine Diskussion der Chancen, sie ist auch eine der Risiken, zunächst aus ethischer Sicht.' SZ 13.4.99 S. 23

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"Mit dem Ferrari durch die Gene / In 20 Jahren könnte die gesamte DNS eines Menschen an einem einzigen Tag entschlüsselt werden
... Mit Spannung erwartet wurde ... die von Perkin Elmer angekündigte rasanteste Sequenziermaschine aller Zeiten 'ABI Prisma 3700'. ... Am Berliner Max-Planck-Institut für molekulare Genetik werden seit 14 Tagen ebenfalls zwei der neuen Geräte erprobt. Hans Lehrach, Direktor am Institut, geht davon aus, daß die Maschinen in einigen Jahren zwei- bis viermal so schnell sein werden wie heute. Und in 20 Jahren, davon ist er überzeugt, wird die Entschlüsselung der Gene medizinische Routine sein: 'An einem Tag kann dann das gesamte Erbgut eines Menschen sequenziert werden.' ... Damit würde der Zeitplan des Humangenom-Projektes zum zweiten Mal in sechs Monaten erheblich verkürzt. In weiteren eineinhalb Jahren könnten alle Details des menschlichen Erbguts bekannt sein, schätzt Eric Lander, Direktor des Zentrums für Genomforschung am Massachusetts Institut of Technology (MIT)." SZ 13.4.99 S. V 2 / 13

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LOKALES

"Bezirksamt will Arbeitszeit mit Stechuhr kontrollieren / Kritik an geplanter Erfassung
... In Lichtenberg überlegt man, noch in diesem Jahr in Teilen der Behörden elektronische Zeiterfassungsgeräte einzuführen. Hintergrund für diese Umstellung ist die Ende März vom Senat beschlossene Ausweitung der flexiblen Arbeitszeiten im öffentlichen Dienst. ... Christa Herold, Vorsitzende des Personalrates, lehnt Stechuhren für Beamte ab. Eine solche Kontrolle störe das Vertrauensverhältnis. ... Auch die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) hält nichts vom Stempeln: 'Mündige Mitarbeiter brauchen diese Kontrolle nicht', sagt Martina Sönnichsen, Pressesprecherin in Berlin. Große Unternehmen wie IBM schafften das Stempelsystem ab und der Öffentliche Dienst führe es ein. ... Das Bundeskartellamt ist bereits mit elektronischen Lesegeräten ausgestattet. Dort wurden 'sehr gute Erfahrungen gemacht', heißt es." MoPo 13.4.99 S. 14

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